Peter Stettler steht so allein in der Basler Kunstlandschaft wie die entrückten oder gänzlich fehlenden Figuren auf seinen Bildern. Er schloss sich nie einer künstlerischen Richtung oder Gruppe an, sah sich selbst als «Outsider der modernen Kunstszene» und blieb über den frühen Tod hinaus im Schatten seines erfolgreichen Maler-Vaters Gustav Stettler. Mit seinen Bildern bedient er klassische Gattungen wie Stadt- und Industrielandschaften, Interieurs wie Cafés, Läden oder Ateliers, sowie Stilleben und Figurenkompositionen. In der eigenwilligen Verschränkung derselben entwickelt Peter Stettler allerdings völlig eigenständige Bildkonzepte, mit denen er gegenüber der Kunst seiner Zeit eine unverwechselbare Position markiert. Ohne den Sprung in die Gegenstandslosigkeit zu machen oder einen forciert eigenwilligen Stil zu bemühen, verabschiedet sich der Künstler unaufgeregt von einer konventionellen Raum- und Bildauffassung in ein eigenes Bilduniversum, dessen Grenzen er gewandt und konsequent auslotet.
Mit Kompositionen, welche horizontale Raumkanten zunehmend mit den Bildrändern parallelisieren, macht Peter Stettler seine Bilder zu Guckkastenbühnen, auf denen allerdings kaum etwas geschieht.
Ateliers sind als spartanisch-einsame Arbeitsorte stilisiert, die Akte erscheinen als Phantome, entrückt, unverfügbar. Cafés sind kahl und leer, in Tanzsälen stehen die Paare unbeholfen still.
Auch die Verkäufer auf den Ladenbildern sind nur halb hinter dem Rahmen der offenstehenden Tür zu sehen. Oftmals führen Fenster die Betrachterin als bildimmanenter Rahmen vom Interieur ins
Exterieur.
Stettlers Aussenräume sind denn auch ebenso sorgsam konzipiert. Es handelt sich durchwegs um urbane, vom Menschen gestaltete, aber schon wieder verlassene Landschaften, Industriequartiere und
unspektakuläre städtische Situationen. Die dargestellte Szenerie ist leer und weit, der Einzelne erscheint in ihr ganz klein. Ein wesentliches Motiv ist der Himmel, der die grösste Bildfläche
einnimmt, wodurch ein unermesslicher atmosphärischer Raum entsteht. Auch auf diesen (Aussen-)bühnen werden die Menschen zu gesichtslosen vorbeihuschenden Staffagefiguren, häufig unter einem
Regenschirm, der nicht als Schutz dient, sondern ihre Unbehaustheit symbolisiert. Im Innern nicht zuhause, bleibt der Mensch auch im öffentlichen Raum kontaktloser, distanzierter Zuschauer.
Konsequenterweise wird auch das Interieur bei Stettler nie zum Wohlfühlraum, sondern wirkt als Aussenraum der darin verlorenen Figuren.
In der Ausstellung «Peter Stettler 1939–1998: Intérieur | Extérieur» kann Stettlers Bilduniversum mit rund 100 Exponaten erstmals in einem repräsentativen Überblick erkundet und in seiner
Entwicklung erfasst werden.
Ein spezielles Kapitel der Ausstellung widmet sich dem Werdegang und dem familiären Umfeld des Künstlers: Der Vater Gustav Stettler begleitete und dokumentierte die künstlerische Entwicklung des
frühbegabten Sohnes vom Kleinkindalter an akribisch. So erhielt sich ein einzigartiger Fundus an Kinderzeichnungen erhalten, welche bereits 1950 anlässlich der Werkschau der Basler
Künstlervereinigung «Kreis 48» in der Kunsthalle Basel gezeigt worden waren. Die Ausstellung thematisiert damit auch eine Vater-Sohn-Beziehung zwischen Förderung, Hemmung und Emanzipation.
Peter Stettler
Saint-Louis am Abend, 1970
Öl auf Leinwand
131 × 145 cm
Peter Stettler
Atelier, 1993
Öl auf Leinwand
150 × 179 cm
Peter Stettler
Vorstadtcafé Ausblick, 1991-1992
Öl auf Leinwand
160 × 200 cm
Peter Stettler
Gelber Laden, 1990
Öl auf Leinwand
150 × 200 cm
Peter Stettler
Afrika Laden, 1990
Öl auf Leinwand
160 × 125 cm
Peter Stettler Anatomieschrank, 1997
Öl auf Leinwand, 84.4 × 60 cm
Für mehr Bildmaterial wenden Sie sich bitte an:
LESUNG
Donnerstag, 03.10., 19 Uhr: «Das
Schweigen der Bilder»,
Alain Claude Sulzer liest aus seinen Büchern vor Peter Stettlers Werken
FINISSAGE
Sonntag, 06.10., 16 Uhr: «Wer
war Peter Stettler?»
Podiumsgespräch mit Robert Schiess, Peter Olpe, Sibylle Ryser, Gabrielle Fehse und Werner von Mutzenbecher
Projektraum M54
Mörsbergerstrasse 54
4057 Basel
Weitere Details und Infos finden Sie auf dem Flyer zur Ausstellung, der ab August vorliegen
wird.